Gesellschaft besteht aus Episoden und Fragmenten. Wie kann man in ihr seine Identität finden und zu einer Erzählung bündeln? Es existiert eine Gesellschaft der kurzfristigen Zeit mit flexiblen Institutionen, die leicht zu verändern oder abzuschaffen sind. Beziehungen werden zu Institutionen die keine dauerhaften Bindungen darstellen. Instabilität ist normal und man lebt nach der Strategie der permanenten Innovation. Erfinde und inszeniere dich jeden Tag neu. Jeder versucht sich seine persönliche, soziale Welt selbst zu erschaffen. Man wird von der Gesellschaft in eine neue Art des Lebens hineingezwängt. Sie ist schnelllebiger, mobiler, flexibler. Man passt sich an den dauernden Wandel an, anstelle des Versuchs ihn zu beherrschen. Daraus resultiert die Veränderung der Balance zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft. Die Kommunikation wird gestört. Da sich der Mensch nicht mehr mit anderen in der Gesellschaft vergleicht, kann er sich nicht selbst erkennen und sich nicht seiner Unterschiede im Vergleich zu anderen bewusst werden. Wippen, die parallel zum Boden festgestellt sind, stellen eine funktionierende, auf gegenseitiger Kommunikation und Anerkennung basierende Gesellschaftsebene dar. Wippen können umgangen, Durchgänge können überstiegen werden. Die Gesellschaftsebene kann in alle Richtungen benutzt werden. Muss der Einzelne sich jetzt in der schnellen Gesellschaft zurechtfinden, gerät seine Individualität in den Vordergrund. Er sucht sich seine eigene Wippe, seine eigene Ausdrucksmöglichkeit, seine eigene Zeit. Die Balance untereinander verändert sich, die Wippen geraten aus dem Gleichgewicht. Es ist keine Bewegung in alle Richtungen mehr möglich, der Einzelne ist mit sich selbst und seiner Wippe beschäftigt und kümmert sich nicht mehr um die anderen. Aber um sich seiner Individualität bewusst zu werden, muss man sich mit anderen vergleichen und mit ihnen kommunizieren. Die Wippen müssen wieder ausgeglichen, auf eine Ebene gebracht werden. Das geht nur gemeinsam.
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Regie und Choreografie: Anja Kolacek, Kostüme: Esther Pienkoss, Licht: Marc Lessle